Datenhoheit bezeichnet die Kontrolle über die Speicherung, Nutzung und Verarbeitung der eigenen Daten. Sie wird auch auch Datensouveränität oder Data Sovereignty genannt. Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen haben dank dieser Selbstbestimmung die Möglichkeit, festzulegen, wie und wo ihre Daten gespeichert werden und wer darauf zugreifen darf.
Rechtlicher Kontext der Datenhoheit
Im rechtlichen Sinne unterliegt die Datenhoheit den Vorgaben zum Datenschutz des Landes, in dem die Daten erzeugt oder erhoben wurden. In der Europäischen Union gewährleistet die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) diese Souveränität: Sie schreibt vor, dass personenbezogene Daten sicher und transparent verarbeitet werden. Dies soll verhindern, dass Daten ohne Kontrolle in Länder transferiert werden, die möglicherweise andere Standards des Datenschutzes anwenden. Hier sind beispielsweise die USA zu nennen, die mit dem CLOUD Act ihren Behörden weitreichenden Zugriff auf in den Vereinigten Staaten verarbeitete Daten einräumen. Weshalb DSGVO und CLOUD Act unvereinbar sind, lesen Sie hier.
Verknüpfung mit Datenschutz und Cloud-Computing
Datenhoheit ist eng mit Datenschutz und Cloud-Computing verknüpft. Die zunehmende Nutzung von Cloud-Diensten wirft Fragen zur Datensicherheit auf, besonders wenn Server in Ländern mit weniger strengen Gesetzen für Datenschutz stehen. Unternehmen müssen deshalb sicherstellen, dass die Datenhoheit gewahrt bleibt, indem sie klare Vereinbarungen mit Dienstleistern treffen und Maßnahmen wie Verschlüsselung implementieren, um Daten zu schützen.
Datenhoheit in verschiedenen Kontexten
- Privatpersonen: Hier bezieht sich Datenhoheit auf den Schutz und die Kontrolle über persönliche Daten. Individuen sollen entscheiden können, welche Informationen sie teilen und wie diese genutzt werden.
- Unternehmen: Firmen müssen die Daten ihrer Kunden und Mitarbeiter schützen und gleichzeitig effizient nutzen. Dabei ist es essenziell, dass sie gesetzliche Vorgaben einhalten, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
- Staaten: Länder wollen sicherstellen, dass die Daten ihrer Bürger nicht unkontrolliert in andere Staaten gelangen. Dadurch wollen sie nationale Sicherheit und wirtschaftliche Vorteile wahren.
Abgrenzung zu Datenresidenz und Datenlokalisierung
Datenresidenz: Diese bezieht sich auf den geografischen Ort, an dem Daten gespeichert werden. Unternehmen wählen häufig bestimmte Regionen, um rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Datenlokalisierung: Sie besagt dagegen, dass die Daten im Ursprungsland verbleiben müssen. Einige Länder erlassen entsprechende Gesetze, um die Privatsphäre zu schützen oder aber sich geopolitische Vorteile zu sichern.
Technologische und organisatorische Maßnahmen
Unternehmen sollten verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Hoheit über ihre Daten zu sichern. So sind Pseudonymisierung und Verschlüsselung wichtige Techniken, mit denen sie Daten vor unberechtigtem Zugriff schützen. Zudem ist für Unternehmen die Verfügbarkeit der Daten meist geschäftskritisch, weshalb Systeme widerstandsfähig sein müssen, um Daten schnell wiederherstellen zu können. Auch sind Unternehmen gut beraten, Monitoring-Prozesse einzuführen, da sämtliche Schutzmaßnahmen kontinuierlich bewertet und verbessert werden müssen.
Künftige Entwicklungen
Initiativen wie Gaia-X (ein von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung aus Deutschland und Frankreich gemeinsam mit weiteren, vorwiegend europäischen Partnern getragenes Projekt) zielen darauf ab, eine sichere und mit dem Schutz der Daten konforme europäische Daten-Infrastruktur zu schaffen. Gaia-X will eine Alternative zu Cloud-Anbietern außerhalb Europas verkörpern und sicherstellen, dass Daten in Europa geschützt bleiben.