German Datacenter Outlook 2024/25: Wachstum, Herausforderungen und Innovationen

Der German Datacenter Outlook 2024/25 bietet einen umfassenden Überblick über die zentralen Trends und Herausforderungen der kommenden Jahre.

Ein Blick auf die deutsche Rechenzentrumsbranche

Die deutsche Rechenzentrumsbranche steht vor einer Phase bedeutenden Wachstums, getrieben durch technologische Entwicklungen, regulatorische Anforderungen und steigende Nachfrage nach KI- und Cloud-Diensten. Der Branchen-Verband German Datacenter Association hat deshalb den „German Datacenter Outlook 2024/25“ herausgegeben, der einen umfassenden Überblick über die zentralen Trends und Herausforderungen der kommenden Jahre liefert.

Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse des Reports kurz und übersichtlich zusammen. 

Wachstum des Rechenzentrumsmarktes in Deutschland

Deutschland bleibt einer der wichtigsten Rechenzentrumsstandorte in Europa. Besonders Frankfurt am Main etabliert sich als zweitgrößter Markt Europas nach London. Der Standort verfügt über eine IT-Last von 745 MW, wobei sich 542 MW im Bau befinden und weitere 383 MW in Planung sind. Berlin folgt mit 92 MW IT-Last, 76 MW im Bau und 219 MW in Planung. Auch die Rheinische Region gewinnt an Bedeutung, angefacht durch Microsofts Ankündigung, zwei neue Rechenzentren in Bergheim und Bedburg zu errichten.

Bis 2029 wird erwartet, dass die IT-Kapazität der Colocation-Rechenzentren in Deutschland von derzeit 1,3 GW auf 3,3 GW ansteigt. Dies entspricht Investitionen von über 24 Milliarden Euro.

Balkendiagramm das zeigt, wieviel IT Leistung Rechenzentren in Frankfurt und in Berlin besitzen beziehungsweise, wieviel IT-Leistung im Bau oder in Planung sind.

Herausforderungen: Regulierung, Energie und Standortverfügbarkeit

Die wachsende Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten bringt auch neue regulatorische Anforderungen mit sich. Die Energieeffizienzverordnung (EnEfG) verpflichtet Rechenzentren zunehmend zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Abwärmenutzung. In Frankfurt sind bereits Kapazitätsgrenzen erkennbar, was den Ausbau alternativer Standorte wie Berlin und die Rheinische Region begünstigt.

Ein weiteres Problem ist die begrenzte Verfügbarkeit von Strom. Die geschätzte jährliche Stromnutzung deutscher Rechenzentren liegt derzeit bei 17,9 Milliarden kWh – fast 50 Prozent mehr als der Jahresverbrauch der Stadt Berlin. Die steigende Nachfrage durch KI und Cloud-Dienste könnte diese Zahlen weiter ansteigen lassen.

Künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen auf Rechenzentren

Die rapide Entwicklung von KI, insbesondere großer Sprachmodelle, erfordert leistungsfähigere Rechenzentren. KI-gestützte Workloads benötigen vier- bis fünfmal mehr Rechenleistung als herkömmliche Suchanfragen. Neue Server-Generationen mit höherer Leistung erzeugen jedoch deutlich mehr Abwärme und erfordern neue Kühltechnologien.

Ein Trend ist die Migration von KI-Trainingsmodellen von den USA nach Europa, angetrieben durch Datenschutzanforderungen und regulatorische Vorgaben. Gleichzeitig muss die europäische Infrastruktur an diese Entwicklungen angepasst werden, insbesondere im Hinblick auf Energieversorgung und Standortwahl. 

Innovationen in der Kühltechnologie

Die steigende Leistungsdichte in Rechenzentren führt zu einem Paradigmenwechsel in der Kühltechnologie. Luftkühlung erreicht ihre Grenzen, weshalb Direkt-Flüssigkühlung als Schlüsseltechnologie für die Zukunft gilt. Hersteller wie Rittal und Stulz entwickeln neue Konzepte für Liquid Cooling, um die steigenden Anforderungen von KI- und Hochleistungsrechenzentren zu erfüllen.

Insbesondere Single-Phase Direct Liquid Cooling gewinnt an Bedeutung, da es eine effiziente Wärmeabfuhr ermöglicht und eine bessere Integration von Abwärmenutzung erlaubt. Bis 2025 sollen bis zu 85 Prozent der neu ausgelieferten Nvidia-Chips auf Flüssigkühlung ausgelegt sein.

Nachhaltigkeit und Abwärmenutzung

Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema in der Branche. Der Bericht zeigt, dass bereits 88 Prozent des in deutschen Colocation-Rechenzentren verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammt. Zudem haben 69 Prozent der Betreiber Power Purchase Agreements (PPAs) abgeschlossen, um ihren Energiebedarf langfristig mit erneuerbaren Energien zu decken.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Nutzung von Abwärme. Die Integration von Rechenzentren in städtische Wärmenetze wird zunehmend gefordert. Da die Gesetzgebung in Deutschland dies bald zur Pflicht machen wird, investieren Betreiber verstärkt in Konzepte zur Wärmerückgewinnung.

Tortendiagramm das zeigt, aus welchen Quellen deutsche Colocation-Rechenzentren ihren Strom beziehen.

Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung

Die Branche sieht sich mit einem zunehmenden Fachkräftemangel konfrontiert. In Deutschland gibt es aktuell rund 65.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze im Rechenzentrumssektor. 65 Prozent der Colocation-Anbieter außerhalb Frankfurts nennen den Fachkräftemangel als größte Herausforderung. Initiativen wie der „Open Data Center Day“ und verstärkte Kooperationen mit Hochschulen sollen die Sichtbarkeit der Branche erhöhen und neue Talente anziehen. 

Fazit

Der „German Datacenter Outlook 2024/25“ des Branchenverbandes German Datacenter Association zeigt eine Branche im Wandel. Während der Markt stark wächst, stehen Betreiber vor erheblichen Herausforderungen im Bereich Energieversorgung, Regulierung und Fachkräftemangel. Gleichzeitig treiben Innovationen in Kühlung, KI-Optimierung und Nachhaltigkeit die Zukunft der Rechenzentrumslandschaft in Deutschland voran. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um nachhaltige und leistungsfähige digitale Infrastrukturen zu schaffen. 

Download des Reports

Den „German Datacenter Outlook 2024/25“ kann man sich auf der Website der German Datacenter Association kostenlos herunterladen

Jerome Evans

Jerome Evans ist seit über 15 Jahren in der IT-Branche tätig und gründete das Unternehmen firstcolo GmbH. Er ist verantwortlich für den Aufbau und Betrieb von Rechenzentren und zunehmend auch für Cloud-basierte Serverinfrastrukturen. 

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