KI Energieverbrauch wächst – Europas KI-Zukunft hängt am Stromnetz

Ein neuer Report "Grids for data centres" von EMBER zeigt, warum ambitionierte Netzplanung jetzt zum Standortvorteil wird.

Der Energieverbrauch von Künstlicher Intelligenz wächst schneller als jedes andere Segment im Energiesektor – und stellt Europa vor eine enorme Herausforderung. Die Europäische Union will zwar bis 2030 zur globalen KI-Spitzenklasse aufschließen. Mit Programmen wie InvestAI (200 Milliarden Euro) und dem AI Continent Action Plan verfolgt Brüssel das Ziel, die Rechenzentrums-Kapazitäten innerhalb von fünf bis sieben Jahren zu verdreifachen. Doch der wahre Engpass liegt nicht bei der Hardware – sondern im Stromnetz. Denn Europas bestehende Grid-Infrastruktur ist für diese Expansion bislang unzureichend vorbereitet – und genau hier entscheidet sich, ob Europa seine KI-Ziele erreicht.

Datenzentren treiben Europas Strombedarf – und das rapide

Die Stromnachfrage von Rechenzentren in Europa soll laut EMBER bis 2035 auf 236 Terawattstunde (TWh) steigen – das entspricht fast einer Verdreifachung gegenüber 2024. Damit überholen sie sogar die E-Mobilität als stärkste Wachstumsquelle im Stromsektor. Besonders dynamisch wächst der Bedarf in den skandinavischen Ländern wie Schweden, Dänemark und Norwegen, wo sich der Verbrauch bis 2030 bereits verdreifachen dürfte.

Traditionelle Rechenzentrums-Hubs geraten an ihre Grenzen

Die etablierten FLAP-D-Märkte – Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin – leiden zunehmend unter Netzengpässen. In Dublin beispielsweise machen Rechenzentren bereits 80 Prozent des Stromverbrauchs aus, neue Projekte sind dort de facto bis 2028 blockiert. Auch in Frankfurt und den Niederlanden wurden Netzanschlüsse faktisch gestoppt. Das Resultat: ein Verlagerungstrend Richtung Süden und Norden. 

Grid-ready ist das neue Investmentkriterium

Balkengrafik, die zeigt, dass in Regionen in Euiropa, wo mehr Stromkapazitäten verfügbar sind, auch das Wchstum von Rechenzentren höher ist.
Ein schneller Netzanschluss ist ein zentraler Faktor für die Expansion der Rechenzentrumsbranche. In europäischen Ländern mit kürzeren Wartezeiten für den Netzanschluss von Rechenzentren wird bis 2030 ein deutlich stärkeres Marktwachstum erwartet. Länder mit längeren Anschlusszeiten verzeichnen hingegen geringere Wachstumsprognosen. Quelle: EMBER, Grids for data centres, 2025.

Laut EMBER wächst der Markt für Rechenzentren in Ländern mit geringer Netzüberlastung (zum Beispiel Italien, Belgien oder die Nordics) fast doppelt so schnell wie in FLAP-D-Städten. Das zeigt: Zeit zum Netzanschluss ist längst ein entscheidendes Kriterium bei der Standortwahl – wichtiger sogar als Immobilienkosten oder steuerliche Anreize.

Italien beispielsweise verzeichnete 2024 Rechenzentrumsprojekte mit 30 GW Anschlussleistung – das entspricht 40 Prozent der italienischen Spitzenlast. In Dänemark und Norwegen wurde dank vorausschauender Planung bereits frühzeitig Netzkapazität für künftige Data Hubs gesichert. 

Strategien für schnellere und flexiblere Netzanschlüsse

EMBER nennt mehrere Hebel, um Netzengpässe zu entschärfen:

  • Phased Connections: Etappierte Netzanschlüsse mit 50 Prozent Anfangskapazität verkürzen Wartezeiten.
  • Non-firm Access: Flexibler Strombezug gegen reduzierte Gebühren erlaubt schnellere Integration.
  • Data Centre Flexibility: Lastverschiebungen von nur 30 Stunden pro Jahr könnten laut der Internationalen Energie Agentur (IEA) die verfügbare Netzkapazität verdoppeln.
  • Standortlenkung: Clustering von Rechenzentren in Gebieten mit vorhandener Netzkapazität senkt den Infrastrukturausbau.

Empfehlungen für Politik und Netzbetreiber

Der Report spricht zudem Empfehlungen für Politik und Netzbetreiber aus.

  • Netze als strategische Infrastruktur begreifen: Wer KI-Investitionen will, muss heute in Netze investieren.
  • KI-Zonen definieren: Regierungen sollten gezielt Gebiete mit hoher Netzverfügbarkeit für KI-Infrastruktur ausweisen.
  • Räumliche Koordination fördern: Gemeinsame Planung von Netz, Rechenzentren und erneuerbarer Erzeugung senkt Systemkosten.
  • Alternative Anschlussmodelle zulassen: Flexible oder gestaffelte Netzanschlüsse müssen regulatorisch ermöglicht werden.
  • Transparente Netzdaten bereitstellen: Kapazitätskarten und Anschlussdaten sind essenziell für Planung und Investitionsentscheidungen.

Fazit: Europas KI-Ziele stehen und fallen mit dem Stromnetz

Der Aufbau von KI-Infrastruktur ist ein Wettbewerb um Geschwindigkeit und Standortvorteile, denn wer heute in zukunftsfähige Stromnetze investiert, wird morgen zur digitalen Drehscheibe Europas. Wer jedoch zögert, riskiert einen Exodus von Investoren. Ambitionierte Netzplanung wird damit zur Schlüsseltechnologie der KI-Zukunft. 

Download des EMBER Reports: " Grids for data centres: ambitious grid planning can win Europe’s AI race"

Den vollständigen englischsprachigen Report von EMBER kann man hier herunterladen: „Grids for data centres: ambitious grid planning can win Europe’s AI race“

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Jerome Evans

Jerome Evans ist seit über 15 Jahren in der IT-Branche tätig und gründete das Unternehmen firstcolo GmbH. Er ist verantwortlich für den Aufbau und Betrieb von Rechenzentren und zunehmend auch für Cloud-basierte Serverinfrastrukturen. 

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