Einleitung: Rechenzentren als Motor der digitalen Transformation
Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft schreitet in rasantem Tempo voran – und mit ihr wächst die Bedeutung der Rechenzentren. Der aktuelle GDC-Outlook 2025/26 der German Datacenter Association (GDA) zeigt eindrucksvoll, wie sich der Markt in Deutschland und Europa entwickelt, welchen Herausforderungen sich Betreiber stellen müssen und welche politischen wie technologischen Weichenstellungen notwendig sind, um eine zukunftssichere, resiliente und nachhaltige digitale Infrastruktur zu gewährleisten.
Deutschland als führender Rechenzentrumsstandort in Europa
Deutschland ist mit aktuell über 1,3 GW installierter IT-Kapazität der größte Rechenzentrumsmarkt Europas. Insbesondere die Rhein-Main-Region mit Frankfurt als Kernstandort zählt zu den dynamischsten Märkten – Frankfurt allein weist eine IT-Last von 1.020 MW auf und eine prognostizierte Wachstumsrate (CAGR 2026/2027) von 18,6 % bei einer Leerstandsquote von nur 4,8 %. Noch deutlicher zeigt sich das Wachstum in Berlin: Dort liegt die IT-Last bei 152 MW, die Wachstumsprognose bei 25,5 % CAGR.
Diese Zahlen unterstreichen: Die Nachfrage nach leistungsfähigen und skalierbaren Rechenzentrumskapazitäten ist ungebrochen hoch. Wachstumstreiber sind insbesondere Wholesale-Colocation-Angebote und maßgeschneiderte Hyperscale-Lösungen. Während Retail-Colocation weiterhin eine stabile Grundnachfrage zeigt, dominieren Großprojekte zunehmend das Marktgeschehen.
Netzausbau als kritischer Engpass
Trotz aller Dynamik steht die Branche vor einem zentralen infrastrukturellen Problem: dem Zugang zu Stromnetzen. Die Studie stellt klar: „Netzkapazität bleibt der zentrale Engpass.“
Vor allem in den Kernmärkten wie Frankfurt oder Berlin ist die Lage angespannt. Beispiel Berlin: Dort belaufen sich allein die Netzanfragen für Rechenzentren auf 2,8 GW, während die aktuell verfügbare Kapazität der Stadt deutlich geringer ist. Der Bericht verweist auf Vorlaufzeiten von bis zu sieben Jahren für neue Stromanschlüsse – ein gravierender Wachstumshemmer.
Ein weiteres Problem: Überdimensionierte Anschlussanfragen führen zu sogenannter „Geisterkapazität“. CBRE identifiziert in der Studie eine realistische Obergrenze für Strom-/Flächenzuteilung bei 3,8 kVA/m², auch für KI-Trainingscluster. Alles darüber hinaus führt zu ineffizienter Ressourcennutzung.
KI verändert die Spielregeln – auch bei Infrastruktur und Design
Der Bericht macht deutlich: Künstliche Intelligenz wirkt als massiver Beschleuniger für die Nachfrage nach Rechenleistung. Gleichzeitig verändert sie die Anforderungen an die Infrastruktur grundlegend.
Beispielhafte Aussagen aus dem Report:
- Bis 2030 könnten Rechenzentren weltweit bis zu 9 % des Stromverbrauchs verursachen, zwei Drittel davon durch KI.
- KI-Arbeitslasten sind volatil, hochleistungsintensiv und verlangen geringe Latenz – klassische Infrastrukturen sind diesen Anforderungen oft nicht gewachsen.
Die Antwort: Modulare Rechenzentren mit lokaler Stromerzeugung, wie im Fall der Zusammenarbeit zwischen CyrusOne und E.ON. Dort wird ein System aufgebaut, das neben 61 MW zusätzlicher Leistung auch Abwärmenutzung zur Kühlung via Absorptionskältemaschinen integriert – ein Novum mit Signalwirkung für die Branche.
Sekundärmärkte und neue Standorte gewinnen an Bedeutung
Während FLAPD-Märkte (Frankfurt, London, Amsterdam, Paris, Dublin) weiter stark wachsen, richtet sich der Blick zunehmend auch auf Sekundärmärkte. Zwischen 2022 und Q2/2025 ist deren kumulierte Kapazität von 563 MW auf über 1 GW angewachsen. Gründe hierfür sind:
- Lokale Latenzanforderungen
- Datenhoheit
- Engpässe in den etablierten Märkten
Hinzu kommen neue Regionen, etwa in Skandinavien oder Südeuropa, die mit günstigen Strompreisen und großen Flächen als zukünftige KI-Trainingscluster interessant werden – auch ohne hohe Bevölkerungsdichte oder BIP-Korrelation.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz als Leitprinzipien
Ein zentrales Thema der Studie ist der Beitrag der Rechenzentren zur Energiewende. Hier setzt die GDA auf:
- Abwärmenutzung: z. B. bei NTT in Frankfurt und Berlin, wo mehr als 10.000 Menschen mit Wärme versorgt werden sollen.
- Direkte Flüssigkühlung: Wie bei Rittal und dem GSI Helmholtzzentrum, wo eine neue Wasserkühlung im Hochleistungsbereich getestet wird und ein PUE-Wert unter 1,07 erreicht wird.
- Batteriespeicher, USV und NEA als Schlüssel zur Netzresilienz und Flexibilität im Inselbetrieb, wie im Fall Notstromtechnik-Clasen ausgeführt.
Ab 2027 müssen Rechenzentren in Deutschland ihren Stromverbrauch vollständig aus erneuerbaren Energien decken – eine Vorgabe, die laut Studie bislang ausschließlich für diese Branche gilt.
Politische Interessenvertretung und strategische Ausrichtung der GDA
Die GDA positioniert sich zunehmend als politischer Akteur auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene. Die Aufnahme von Rechenzentren in den Koalitionsvertrag und der geplante Austausch mit der EU-Kommission zeigen: Die Branche wird als systemrelevant anerkannt.
Die zentrale Botschaft des Reports: Rechenzentren sind keine Nebenschauplätze, sondern das Rückgrat der digitalen Souveränität Europas – technisch, wirtschaftlich und geopolitisch.
Fazit: Wachstum, Wandel und Verantwortung
Der GDC-Outlook 2025/26 liefert ein klares Bild:
- Der Bedarf an Rechenleistung steigt exponentiell – getrieben durch Digitalisierung, Cloud und KI.
- Der Netzausbau ist das Nadelöhr, das dringend entlastet werden muss.
- Modularität, Energieeffizienz und Synergien mit dem Energiesystem sind zentrale Lösungsansätze.
- Politik, Wirtschaft und Betreiber müssen enger zusammenarbeiten, um Deutschlands Rolle als führenden Rechenzentrumsstandort zu sichern.
Die GDA und ihre Mitglieder leisten dabei Pionierarbeit – technisch, regulatorisch und strategisch. Doch wie es im Vorwort treffend heißt: „Nur gemeinsam gestalten wir eine starke, nachhaltige digitale Infrastruktur – und sichern damit die Souveränität Europas.“
Laden sie den Datacenter Outlook 2025/26 der GDA jetzt herunter:
Den vollständigen deutschsprachigen Report kann man hier herunterladen: Datacenter Outlook Germany 2025/26
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