Unternehmen, die ihre IT-Infrastruktur in die Cloud auslagern möchten, stehen vor einer grundlegenden Entscheidung: Public Cloud oder Private Cloud? Beide Modelle haben unterschiedliche Vorzüge. Und beide stellen jeweils eigene Anforderungen an Sicherheit, Flexibilität und Kostenkontrolle. Während die Public Cloud auf maximale Skalierbarkeit und schnelle Bereitstellung ausgelegt ist, überzeugt die Private Cloud mit einem Höchstmaß an Kontrolle und Anpassbarkeit. Welche Lösung besser geeignet ist, hängt von den Rahmenbedingungen und Anforderungen des jeweiligen Unternehmens ab.
Zwei Modelle, zwei Philosophien
Die Public Cloud basiert auf dem Prinzip der geteilten Ressourcen: Mehrere Kunden greifen auf eine gemeinsame, standardisierte Infrastruktur zu, die von großen und bekannten Anbietern (Hyperscalern) wie Amazon (AWS), Microsoft (Azure) oder Google betrieben wird. Das Modell ist kosteneffizient, einfach skalierbar und insbesondere für variable oder kurzfristige Lasten geeignet. Die Private Cloud hingegen bietet dedizierte Ressourcen, die ausschließlich einem Unternehmen zur Verfügung stehen: Sei es im eigenen Rechenzentrum oder bei einem spezialisierten Anbieter. Sie erlaubt eine feinere Steuerung der Systeme, bietet höhere Sicherheit und kann gezielt auf individuelle Compliance- oder Performance-Anforderungen abgestimmt werden.
Sicherheit: Kontrolle vs. Shared Responsibility
Sicherheit ist ein zentraler Aspekt bei der Frage nach Public Cloud oder Private Cloud. In der Private Cloud liegt die Kontrolle über Infrastruktur, Datenflüsse und Zugriffsrechte vollständig beim Unternehmen selbst oder beim beauftragten Dienstleister. Dadurch lassen sich Sicherheitsmaßnahmen individuell gestalten, etwa durch die Integration spezieller Firewalls oder rollenbasierter Zugriffskonzepte. Besonders für Branchen mit erhöhten regulatorischen Anforderungen (bspw. Gesundheitswesen, Finanzsektor oder öffentlicher Dienst) kann die Private Cloud die Einhaltung von Vorgaben wie der DSGVO, ISO 27001 oder branchenspezifischen Standards deutlich erleichtern.
Die Public Cloud folgt dem Prinzip der Shared Responsibility: Der Anbieter sichert die physische Infrastruktur und den Cloud-Betrieb, während der Kunde für die Sicherheit seiner Anwendungen, Zugänge und Daten zuständig bleibt. Hyperscaler investieren zwar massiv in Cybersicherheit, doch standardisierte Umgebungen und gemeinsam genutzte Ressourcen bringen Risiken mit sich. So etwa durch mögliche Fehlkonfigurationen, komplexe Zugriffsstrukturen oder nicht beeinflussbare Standortwahl der Datenhaltung. Auch lassen sich individuelle Sicherheitskonzepte nur begrenzt umsetzen. Das erschwert die Anpassung an unternehmensspezifische Richtlinien.
Datenhoheit und digitale Souveränität
Ein wichtiger Entscheidungsfaktor in der Cloud-Strategie vieler Unternehmen ist heute die Frage nach der Datenhoheit: also der Kontrolle darüber, wo Daten gespeichert werden, wer darauf zugreifen kann und welchen rechtlichen Rahmenbedingungen sie unterliegen. In der Private Cloud behalten Unternehmen diese Kontrolle in weitaus größerem Umfang. Handelt es sich um einen Anbieter aus dem europäischen Raum, der auf Open-Source-Software setzt, behalten Unternehmen die vollständige Hoheit über ihre Daten und riskieren nicht, ihr geistiges Eigentum wie Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse zu verlieren (lesen Sie hierzu auch einen Kommentar zur Unvereinbarkeit von DSGVO und CLOUD Act). Der physische Standort der Daten lässt sich klar definieren, etwa in einem bestimmten Rechenzentrum in Deutschland oder der EU. Dies erleichtert nicht nur die Einhaltung der DSGVO, sondern schafft auch Transparenz hinsichtlich Zugriffsrechten und regulatorischer Anforderungen.
Bei der Public Cloud hingegen ist die Datenhoheit nicht gewährleistet, wenn Anbieter global operieren, Daten in verteilten Rechenzentren speichern und dabei auch außereuropäischen Rechtsordnungen wie dem US CLOUD Act unterliegen. Selbst wenn ein Rechenzentrum in Europa steht, können Zugriffsbefugnisse aus dem Ausland dann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Für jedes Unternehmen, das auf digitale Souveränität und rechtliche Klarheit angewiesen ist, stellt dies ein Risiko dar. Besonders in sensiblen Bereichen wie Behörden, Forschung oder kritischer Infrastruktur sollte die Private Cloud als bevorzugte Option betrachtet werden.
Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer der firstcolo GmbH, über die Unterschiede der beiden Cloud-Modelle:
„Gerade wenn es um IT-Outsourcing und die sichere Speicherung und Übertragung von Daten geht, gehört die Private Cloud zu den starken Alternativen. Hier erhält ein einziger Nutzer alle verfügbaren Rechenressourcen. Das gibt ihm weitaus mehr Kontrolle über die Infrastruktur und zudem die Möglichkeit, diese individuell zu gestalten. Sicherheitsanforderungen und regulatorische Auflagen hält er so problemlos ein.
Eine Public Cloud hingegen ist weitaus starrer, da die Infrastruktur immer mehreren Nutzern zur Verfügung steht. Daraus ergibt sich eine deutlich geringere Individualität. Und auch der Datenstandort lässt sich oft nicht bestimmen, was beispielsweise die Einhaltung der DSGVO-Standards erschwert. Neben Sicherheit zählen außerdem Leistung und Kostenstruktur zu den ausschlaggebenden Faktoren für den Einsatz einer Private Cloud. Gerade bei datengetriebenen („data-driven“) Workloads wie maschinellem Lernen oder Virtual-Desktop-Infrastrukturen gehören geringste Latenzen und Hochleistung zu den Grundvoraussetzungen.
Diese Anforderungen lassen sich bei der „On-Premise“-Bereitstellung, aber auch in Private Clouds weitaus besser darstellen, da die Infrastruktur in höherem Maße gestaltet werden kann. Bei der Private Cloud sind auch die verwendeten Hardwarekomponenten genau auf den Nutzer abgestimmt. Dadurch entstehen keine unnötigen Mehrkosten. Gerade bei langfristig betriebener Infrastruktur ergibt sich somit eine bessere Gesamtkostenstruktur als bei vielen Alternativen.“
Kosten, Leistung und Abhängigkeiten
Die Kostenstruktur von Public und Private Cloud unterscheidet sich grundlegend. Die Public Cloud verwendet in der Regel nutzungsbasierte Abrechnungsmodelle („Pay as you go“), was besonders für dynamisch wachsende oder kurzfristige Projekte attraktiv ist. Unternehmen können Ressourcen flexibel skalieren und zahlen nur für tatsächlich genutzte Kapazitäten. Allerdings kann diese Flexibilität auch zu Intransparenz oder schwer kalkulierbaren Kosten führen, insbesondere bei dauerhaft hohen Lasten oder komplexen Workloads. Zudem entsteht häufig eine technologische Abhängigkeit vom jeweiligen Anbieter: Proprietäre Dienste, Schnittstellen und Management-Tools erschweren den Anbieterwechsel. Diese kalkulierte Zwangsbindung an den Anbieter ist Teil des Geschäftsmodells der Hyperscaler (Vendor-Lock-in).
Die Private Cloud folgt meist einem anderen Modell: Ressourcen werden dediziert bereitgestellt, was insbesondere bei stabilen oder langfristig planbaren Szenarien zu einer besseren Kostenkontrolle führt. Anfangsinvestitionen und Betriebskosten fallen zwar höher aus, sind aber bei entsprechender Auslastung wirtschaftlich oft vorteilhafter. Zudem lassen sich Open-Source-Technologien und standardisierte Schnittstellen einsetzen, sodass Unternehmen sich nicht von einzelnen Anbietern abhängig machen müssen. Auch die Leistung ist in der Private Cloud besser vorhersagbar: Da keine geteilten Ressourcen verwendet werden, liefert sie niedrige Latenzen, konstante Performance und eine gezielte Ressourcenverteilung. Das ist etwa für rechenintensive Anwendungen wie KI-Modelle notwendig.
Bei der Skalierbarkeit punktet die Public Cloud mit nahezu unbegrenzten Ressourcen, die sich in Echtzeit zubuchen lassen: Ein großer Vorteil bei Lastenspitzen (z. B. Rabattaktionen eines E-Commerce-Anbieters) oder international verteilten Anwendungen. Die Private Cloud bietet ebenfalls Skalierbarkeit, allerdings in engerem Rahmen: Neue Ressourcen müssen physisch oder durch den Anbieter bereitgestellt werden. Das erfordert mehr Planungsaufwand, ermöglicht gleichzeitig aber ein höheres Maß an Kontrolle.

Ob Public Cloud oder Private Cloud hängt vom Nutzungskontext ab
Die Wahl des richtigen Cloud-Modells sollte stets auf Basis der individuellen Anforderungen, des Sicherheitsbedarfs und der allgemeinen Zielsetzung eines Unternehmens getroffen werden. Die Public Cloud ist mit ihrer hohen Skalierbarkeit, schnellen Bereitstellung und nutzungsbasierten Abrechnung vor allem für dynamische, international ausgerichtete oder kurzfristige Projekte attraktiv. Die Private Cloud bietet dagegen Vorteile bei Kontrolle, Datenhoheit, Individualisierbarkeit und langfristiger Kostenplanung.
Besonders in regulierten Branchen, bei sensiblen Daten oder unternehmenskritischen Anwendungen kann eine Private Cloud die notwendige Sicherheit und Compliance bieten. Diese sind in standardisierten Public-Cloud-Umgebungen schwerer zu realisieren. Gleichzeitig schließen sich beide Modelle keineswegs aus: Hybrid-Cloud- und Multi-Cloud-Strategien gewinnen zunehmend an Bedeutung, um die jeweiligen Stärken gezielt zu kombinieren.
Unternehmen sollten daher nicht allein nach kurzfristigen Kosten oder technischer Machbarkeit entscheiden. Vielmehr sollten sie ihre Cloud-Strategie im Kontext langfristiger IT-Strategien, regulatorischer Anforderungen und digitaler Unabhängigkeit bewerten.

Über Jerome Evans
Jerome Evans ist Gründer und Geschäftsführer der firstcolo GmbH. Seit rund 20 Jahren befasst er sich mit IT-Dienstleistungen und dem Aufbau und Betrieb von Rechenzentren und Cloud-basierten Serverinfrastrukturen.